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Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein Baustein zur Bewältigung des demographischen Wandels

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat im Zusammenhang mit dem wachsenden Mangel an Fachkräften in Deutschland eine neue Dringlichkeit erreicht. Mögliche Strategien, um dieser Herausforderung zu begegnen, umfassen eine arbeitsmarktorientierte Zuwanderungspolitik, die Höherqualifizierung von Berufseinsteigern und Erwerbstätigen sowie die Verlängerung des Erwerbslebens durch späteren Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt oder verlängerte Arbeitszeiten. Diese Möglichkeiten sind allerdings entweder nur schwierig kurz- und mittelfristig umzusetzen oder zu einem großen Teil bereits ausgeschöpft bzw. weit vorangeschritten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welches Potenzial bei nicht oder nur teilweise erwerbstätigen Frauen und Müttern besteht oder warum (hoch) qualifizierte Mütter dennoch nichterwerbstätig bleiben bzw. nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Im Zeitablauf ist die Erwerbstätigkeit von Frauen zwar generell angewachsen, jedoch vor allem im Teilzeit- und Minijobsegment bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust von Vollzeit. Hieraus resultieren geringere durchschnittliche Arbeitszeiten von Frauen. Es sind somit mehr Frauen als früher beschäftigt, die zusätzlichen Erwerbspersonen sind in vielen Fällen aber nicht in vollem Umfang erwerbstätig. Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass erwerbstätige Mütter in Deutschland auf Grund unzureichender Kinderbetreuungsmöglichkeiten eher aus dem Beruf aussteigen und relativ spät – meist Teilzeit – in die Erwerbstätigkeit zurückkehren. Mit der neuen Regelung zum Elterngeld ist nicht nur ein Anreiz für Väter geschaffen worden einen Teil der Erziehungszeiten zu übernehmen, sondern für Mütter ihre Erwerbstätigkeit früher wieder aufzunehmen.

Dabei besteht ein Spannungsverhältnis zwischen persönlichen und familiären Bedürfnissen auf der einen Seite und betrieblichen Anforderungen auf der anderen. Eine aus Sicht des Fachkräftebedarfs wünschenswerte Ausweitung der Erwerbstätigkeit bzw. der Arbeitszeiten kann durchaus problematische Nebenwirkungen für Familien und Eltern haben oder von den Erwerbspersonen gar nicht erwünscht sein. Flexible Arbeitszeiten können einen fairen Ausgleich beider Interessen ermöglichen. In der Diskussion zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden in den letzten Jahren deshalb verstärkt Möglichkeiten auf Unternehmensebene insbesondere flexible Arbeitszeitmodelle diskutiert, wobei Restriktionen bei der Kinderbetreuung eine Haupttriebkraft darstellen.

Fehlende Kinderbetreuung ist für Mütter, insbesondere Alleinerziehende, oft der Grund, zeitweilig aus der Erwerbstätigkeit auszuscheiden und erst langsam – meist mit Teilzeit- wieder in das Erwerbsleben einzusteigen. Dass eine längere Erwerbsunterbrechung direkte und indirekte finanzielle Nachteile für die Familien mit sich bringt, haben verschiedene wissenschaftliche Studien belegt. Sowohl für Unternehmen als auch für die Gesamtwirtschaft entstehen dadurch langfristig ungenutzte Potenziale, bspw. bei qualifizierten und hoch qualifizierten Müttern, die durch lange erwerbslose Erziehungszeiten Schwierigkeiten haben einen adäquaten Job zu finden. Flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung und familienunterstützende Dienstleistungen für erwerbstätige sowie erwerbswillige Eltern sind Möglichkeiten, diese Potenziale von Müttern und Vätern zu aktivieren.

Hinsichtlich des Effektes der Kinderbetreuung in Deutschland hat in den vergangenen Jahren vor allem die Betreuungssituation von Kleinkindern Beachtung gefunden. Wenig Beachtung fand jedoch bisher die Situation von Familien mit Kindern im Schulalter. Ganztägige schulische oder schulergänzende Betreuung kann den Familienalltag durch Entlastung bei der Erziehung und Schulvorbereitung erleichtern und insbesondere für sozial schwache Familien und Migrationshintergrund positive Effekte hervorbringen, nicht nur hinsichtlich der Erwerbsbeteiligung von Müttern, sondern auch für den Schulerfolg der Kinder sowie das gemeinsame Familienleben.

Quelle: Werner Eichhorst, Paul Marx, Verena Tobsch (IZA und Helmut-Schmidt-Universität)

 

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